Grippe wie Erkältung sind akute entzündliche Prozesse, und so wissen wir, dass auch sie Ausdruck einer Konfliktbearbeitung sind. Eine Erkältung tritt immer in Krisensituationen auf, in der man die Nase voll hat bzw. über etwas verschnupft ist. Natürlich sind hier keine einschneidenden Lebenskrisen gemeint, wir meinen jene häufigen, unsensationellen, aber für die Psyche dennoch wichtigen Alltagssituationen, die wir als Überlastung empfinden und derentwegen wir einen legitimen Grund suchen, uns ein wenig zurückzuziehen, weil uns die Situation zu sehr fordert. Da wir im Moment nicht bereit sind, uns die Herausforderung dieser "kleinen" Alltagssituationen und unsere Fluchtwünsche bewusst einzugestehen, kommt es zur Somatisierung; unser Körper lebt daraufhin unsere volle Nase und unser Verschnupft sein aus. Doch über diesen (unbewussten) Weg haben wir unser Ziel erreicht, sogar mit dem Vorteil, dass jedermann grosses Verständnis für unsere Situation hat, worauf wir bei bewusster Konfliktbearbeitung kaum rechnen können. Unsere Erkältung gestattet es uns, uns erst einmal von der belastenden Situation etwas zurückzuziehen und uns wieder mehr uns selbst zuzuwenden. Wir können unsere Empfindlichkeit nun auf der körperlichen Ebene voll ausleben. Der Kopf tut weh (unter diesen Umständen kann man doch wohl eine weitere bewusste Auseinandersetzung von niemanden erwarten!), die Augen tränen alles ist wund, gereizt. Niemand darf uns zu nahe kommen. Die Nase ist verstopft und macht alle Kommunikation unmöglich. Mit der Drohung: Komm mir nur nicht zu nahe, ich bin erkältet haltet man sich erfolgreich alle vom Leibe. Die Abwehrhaltung kann man durch Niesen noch eindrucksvoll unterstützen, denn hierbei wird das Ausatmen zu einer recht aggressiven Abwehrwaffe umfunktioniert. Auch die Sprache als Kommunikationsmittel wird durch den rauen Hals auf ein Minimum reduziert. Die Mandeln schwellen so an, dass man nicht mehr alles schlucken kann, hier sollte man sich die Frage stellen, was man denn eigentlich nicht mehr schlucken will! Schlucken ist ja ein Akt des Hereinnehmens, des Akzeptierens. Doch gerade das wollen wir jetzt nicht mehr. Eine ganze Menge von diesen Problemen versuchen wir in Form von eitrigem Schleim aus uns herauszubefördern, und je mehr wir davon loswerden, umso erleichterter fühlen wir uns. Der zähe Schleim, der zuerst alles verstopfte und so jeden Fluss und jede Kommunikation unterbrach, muss sich lösen und verflüssigen, damit wieder etwas in Fluss und Bewegung kommt. So bringt schliesslich jede Erkältung wieder etwas in Fluss und signalisiert einen kleinen Fortschritt in unserer Entwicklung. Körper und Seele gehen gestärkt aus der Krise hervor - bis zum nächsten Mal, wenn wir mal wieder die Nase voll haben....
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